Verrat

Broschüre zur Ausstellung "best before"

Westwerk Hamburg

2007

 

In einer Nische stehen an der Wand die Worte "Lorem ipsum dolor sit amet". Beleuchtet wird der Schriftzug vom Licht einer leicht flackernden Glühbirne, die von der Decke zu hängen scheint. Auf den zweiten Blick wird allerdings klar, dass es sich bei der Lichtquelle um ein, aus zwei aneinander montierten Monitoren, bestehendes Videoobjekt handelt, das lediglich das filmische Abbild einer echten Gluehbirne zeigt, deren Bildcharakter durch den Rahmen des Monitors noch verstaerkt wird.
Schon der Titel der Arbeit, der auf das Gemaelde "La trahision des images" (Der Verrat der Bilder) von Rene Magritte anspielt, warnt den Betrachter davor, dass nicht alles was er sieht, ist was es zu sein vorgibt. So entpuppt sich neben der Glühbirne auch der Schriftzug als Täuschung. Was ein lateinischer Text zu sein scheint, ist in Wirklichkeit Teil eines standarisierten Blindtextes, der Sprache optisch imitiert und ausserhalb dieser abbildenden Funktion keinen Sinn ergibt.
Der Verrat der Bilder besteht darin, dass sie unablässig vorgeben, Realität zu sein und als Komplize Magrittes stellt Herrmann dem Betrachter Fallen, die ihn dazu zwingen, ein zweites Mal hinzusehen und seine Wahrnehmung des Gesehenen ständig zu hinterfragen.

 

Martin Heus