Medienkunst im öffentlichen Raum

regioartline Freiburg 04/2008

 

Handlung bedeutet nichts ... Komposition alles. Mit diesem künstlerischen Kommunikationsmodell, das den aktuellen Videoarbeiten von Oliver Herrmann zugrunde liegt, stellt er die Wahrnehmungskonventionen seines Publikums radikal in Frage. Obwohl sich in den Videos immer wieder kunsthistorische Verweise oder Elemente christlicher Ikonografie finden lassen, führen diese Zitate ins Leere. Auch die Erwartungen der Zuschauer, über Aktionen der Akteure oder Bewegung von Gegenständen im Bild Ansätze für eine inhaltliche Interpretation zu erhalten, werden enttäuscht. In der eingeschränkten Räumlichkeit der Bildkonstruktionen werden Irritationen erzeugt, die sich aus den neu ins Verhältnis gesetzten Bedingungen Form und Inhalt sowie Struktur und Bewegung ergeben. So wird etwa die Handlung in dem Video Autokino ersetzt durch die strukturelle Rezeption der Szene, die deren Bestandteile in Fläche, Perspektive und Bewegungsmuster innerhalb eines geometrisch bestimmten Raums auflöst. Auf diese Weise eröffnet die strukturelle Wahrnehmung der Bilder Interpretationsebenen jenseits des Dargestellten. Sie orientiert sich an Rhythmus, Bewegungs- und Raumkonstellationen der Objekte und konzentriert so ihre Erfahrung ausschließlich auf das Sehen selbst.